Herbert Huber
Vorweg etwas Gütsch Geschichte zum Einstimmen.
Ab 1859 erhielt Burkhard Pfyffer das Schenkrecht für eine Gastwirtschaft. 1884 wurde die Gütsch-Bahn eröffnet, anfänglich mit Wasserballast angetrieben und 1960 auf Elektrobetrieb umgestellt. «Das Château Gütsch» gehört seit 1954 zweifelsohne zu den Luzerner Wahrzeichen. So kam denn bei meinem Besuch auch etwas leise Wehmut auf. Erinnerungen an die Glanzzeiten des Château Gütsch, als in der Küche noch Seppi Häfliger das Sagen hatte und es eine Referenz war, bei den engagierten Direktoren als Mitarbeitende im Gütsch Orchester spielen zu dürfen.
Es hat sich in den Jahren offensichtlich Vieles geändert mit den aufwändigen Investitionen in die Räumlichkeiten. Den einstigen Speisesaal hat man sinnigerweise in das «Lumières» umgetauft, und es ist ein äusserst ansprechendes Lokal. Elegant und stilvoll. Und das war auch ein Grund, die Küche mit dem neuen Küchenchef näher kennen zu lernen. Es war ein trüber Tag – neblig und kalt – doch drinnen vornehm wohlige Wärme und von der Terrasse aus die herrliche Aussicht auf die Stadt im Winterkleid.

Der Küchenchef weist allerbeste Referenzen aus. Christoph Bop hat sich in Michelin Sterne Betrieben stetig weitergebildet. Diese aufzuzählen wäre müssig – aber eines ist sicher: Der Mann kann kochen. Er überzeugte uns mit einem präzis gegarten, überaus zarten Thunfisch auf einem Fenchelsalat und dann mit dem korrekt auf der Hauptseite cross gebratenen Wolfsbarsch. Das Innenleben noch leicht glasig – frisch und sensationell mit dem mediterranen Touch!



Châteaubrinand
Die Karte ist saisonal geprägt, nicht zu füllig (was Frische garantiert). Ja und da sticht mir unweigerlich ein Klassiker ins Auge: Châteaubriand. Der Name geht auf den französischen Schriftsteller und Politiker François-René de Châteaubrinand (1768 – 1848) zurück. Die orthographische Variante Châteaubriant bezieht sich auf den Namen der Stadt Châteaubriant im Département Loire-Atlantique, die Heimat des zweitgrössten nationalen Rindfleischmarktes.

Wo gibt es diesen Klassiker noch? Vom Mittelstück des gelagerten Rinder Filets geschnitten. Dann sorgfältig saignant oder medium gebraten und in 2 Gängen serviert. Mit Sauce Béarnaise, saisonalem Gemüse und Kartoffelgratin. Diese Spezialität, dürfte, so meinte ich, zu einem Leuchtfeuer der Kulinarik auf dem Gütsch werden. Und wenn dann der Service unter der Leitung von Iannuzzelli Antonio so gut klappt, wie bei unserem Besuch, wird die kulinarische Welt auf dem Gütsch mehr als nur heil sein.

Von Direktor Andreas Gartmann, seit nunmehr 5 Jahren im „Amt“, wollte ich wissen, ob mit der neuen Betriebs Philosophie das „Château“ auch für den gewöhnlichen Bürger/In offen sein wird. „Aber natürlich. Es soll wieder viele Gründe geben, im «Gütsch» willkommener Gast zu sein. So wird im Restaurant zur Mittagszeit ein 2-Gänger für 48 CHF inkl. Wasser und Kaffee angeboten. Am Nachmittag werden Familien und Erholungssuchende aus dem Gütschwald mit Tee, Kaffee und Kuchen oder einem Zvieriplättli, beglückt. Man will auch den Kontakt zu den Vereinen wieder beleben. Ganz allgemein soll der «Gütsch» einen «Markenwechsel» erfahren. Alles etwas «cooler und moderner» werden, ohne die Tradition als Boutique Schlosshotel zu verlieren», sagt mit sichtlichem Stolz Andreas Gartmann.

Letzte Frage? Strebt das Team des Gütsch nach Sternen und Punkten? «Wenn es diese einmal geben sollte, nehmen wir Auszeichnungen gerne an. Aber zufriedene Gäste als Botschafter für das Château Gütsch, sind unsere primäre Herausforderung und das Ziel, welches ich mit meinem Team gesetzt habe».